Wolfgang Stehle

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Wolfgang Stehle
Waldmeister

14.3. - 10.5.2008

Ab 14. März zeigen wir in einer Einzelausstellung neue Arbeiten des Münchner Künstlers Wolfgang Stehle.
Eigens für die Galerie konzipiert und aufeinander abgestimmt werden skulpturale und zeichnerische
Arbeiten in der Ausstellung zu sehen sein. Die Ausstellung "Waldmeister" knüpft thematisch an Stehles
jüngsten Werkkomplex an, aus dem im vergangenen Jahr bereits die große Holzplastik "Brettwurz" in der
von Stephanie Rosenthal kuratierten Ausstellung "Königskinder" bei der Modern 07 zu sehen war.
Seit einigen Jahren beschäftigt sich Stehle mit dem Erscheinungsbild außerstädtischer
Kulturlandschaften,
die zunehmend von Autobahnbrücken, Hochspannungsmasten und LKWs bestimmt werden. Die Arbeiten
dieses Themenkomplexes stehen im Kontext des "sozialen Ornaments", das als prinzipielles Leitmotiv
Stehles Werk seit etlichen Jahren durchzieht. Der Begriff des "sozialen Ornaments" brachte dabei in
früheren Arbeiten den Wandel von individuellen Bewegungsformen in sozial kodierte Bewegungsmuster
zum Ausdruck. Die neueren Arbeiten beziehen sich vermehrt auf das Ornament, das aus physikalischer
Bewegung entsteht und diese gleichzeitig evoziert. Sie spüren mechanischen und biologischen
Bewegungsabläufen und durch sie hervorgerufenen Transformationen nach, bei denen durch plötzliche
Krafteinwirkung Energie freigesetzt wird.
In den jüngsten Arbeiten beschäftigt sich der Künstler auf ironische Weise mit ländlicher
Architektur und
bäuerlichen Interieurs und setzt diese den Stehle-typischen Transformationsprozessen aus. In den
aktuellen Wand- und Bodenplastiken zitiert er traditionelle Architekturformen und
Holzbearbeitungstechniken, bricht gleichzeitig aber mit der Heimeligkeit des Bauernhauses und
schafft auf
diesem Weg unverwechselbare architektonische Skulpturen, die ein formaler wie inhaltlicher Wandel vom
funktionalen Gebrauchsgegenstand "Haus" zu einer autonomen Form kennzeichnet.
Ebenso wie die Architekturplastiken behaupten sich Stehles gedrechselte und konstruierte Hirschgeweihe
als autonome, funktionslose Objekte und drücken darin erneut den Bezug zum Ornament aus, das je nach
Kontext für Autonomes und Funktionsloses oder aber für alles Mustergültige stehen kann. Stehles
Hirschgeweihe haben mit dem klassischen Dekoelement der Bauernstube nicht das Geringste mehr gemein
und widersetzen sich jeglicher Form mustergültiger Bauernhausromantik. Zeichnungen auf Papier runden
die Ausstellung thematisch und konzeptuell ab.

Verena Bader, M.A.